Energie-Vampir

Isabella schläft derzeit sehr schlecht: Sie hat viele Wachphasen und ab ca. 5 Uhr ist sie wach. Noch wissen wir nicht, ob es an der letzten Steigerung von Lamotrigin liegt und ob in diesem Fall eine Gewöhnung eintritt. Wenn Isabella nach dem Erwachen allerdings noch vor Kurzem Hörspiele gehört hat und wir schlafen durften, fordert sie uns jetzt. Von einer inneren Unruhe getrieben, verlangt sie Rollenspiele mit ihren Kuscheltieren, in denen sie die kommenden Tage bespricht. Wenn ich nicht wach genug bin, schlägt die Unruhe schnell in Aggression um. Über allem schwebt die Gefahr, dass Isabellas Zustand kippt und Erbrechen und Kopfschmerzen eintreten. So powert sie durch den Tag, übernimmt sich regelmäßig, was wiederum zu Aggression und/oder Kopfschmerzen führt. Sie möchte gern an früher anknüpfen, ist aber körperlich gar nicht mehr in der Lage dazu und setzt sich sehr unter Druck.

Es ist schwierig, den richtigen Weg zu finden. Von Normalität im Umgang mit Isabella können wir schon längst nicht mehr reden, wenn überhaupt jemals. Isabella dominiert unseren Alltag, dies möchte ich nicht noch durch fehlende Grenzen verstärken. Was ist noch akzeptabel? Wo ist meine Grenze? Wenn ich diese setze, muss ich jedoch auch mit den Konsequenzen leben: Isabella lernt nicht aus einem „Nein“. Jeder Kampf ist der erste und wird mit allen Mitteln gekämpft.

Mein Großer wird für Dinge gemaßregelt, die ich bei Isabella ignoriere. Ich weiß nicht mehr, wie ich es unserem Großen erklären soll – er kann und will es nicht verstehen. Es fällt mir schwer zu beurteilen, was durch NCL und ihre Auswirkungen verursacht wird oder was einfach nur pubertäres Verhalten ist. Was resultiert aus ihren Ängsten oder oder daraus, dass ihre jede Möglichkeit zur Selbständigkeit genommen wird? Ich denke, vieles vermischt sich.

Die Ursache ändert nichts daran, dass wir alle der Aggressionen müde sind. Schon nur dieser Gedanke ruft in mir ein schlechtes Gewissen hervor. Steht das Ertragen von Isabellas Aggressionen doch in keinem Verhältnis zu ihren Verlusten, die sie immer wieder hinnehmen muss. Trotzdem fällt es mir schwerer und schwerer mich aufzuraffen.

Morgen enden die Osterferien und unsere Urlaubswoche. Ich bin dankbar, dass ich wieder nach draußen darf. In Isabella baut sich Druck auf: Die Schule geht weiter, der Ranzen muss gepackt werden, wir schreiben einen kurzen Ferienbericht mit Sarepta, es stehen ihre Therapien und ihr erster Frauenarzttermin an. Ich hoffe, Isabella bleibt stabil und wir kommen gut durch.

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