„Ich will nicht.“

Die vergangene Woche war wieder sehr unruhig. Inzwischen zeigt sich bei Isabella ein zweites Muster. Unsicherheit, Angst und Abwehr legen sich ihr sofort auf den Magen. Vor allem Isabellas Abwehr vor dem Hort ist deutlich zu spüren, obwohl sie alle Freiheiten hat, sich die Betreuer nach ihr richten und sie nur bis nach dem Mittagessen bleibt.

An Horttagen kann ich am Morgen nach dem Aufstehen zuschauen, wie Isabella sich in sich verkriecht und abbaut. Hörspiele, Lieder oder Gespräche sind kaum möglich, ihr Atem wird zunehmends schwerer, die Augen sind geschlossen und unsere Treppen werden zur Herausforderung. Nichts und niemand kann sie in solchen Situationen noch erreichen. Auf Nachfragen oder Feststellungen von mir reagiert sie höchstens aggressiv und verneint vehement. So kann ich nur erahnen, was in ihr los ist und versuche ihre Mimik und Gestik zu lesen und achte auf ihren Atem.

Es ist schwierig für mich, sie dann fahren zu lassen. Innerlich erwarte ich bereits den Anruf von der Schule, dass Isabella wieder unaufhörlich erbricht und auf Fragen nicht reagiert, zunehmend auch die Tabletten verweigert. So geschehen vorletzten Mittwoch, also sie erneut mit dem RTW vom Hort ins Krankenhaus gebracht wurde. Glücklicherweise stabilisierte sie sich schnell und wir konnten wieder nach Hause fahren. Aber auch die nächsten Tage waren alles andere als entspannt, obwohl Isabella zu Hause blieb.

Das Wochenende verlief dann ohne Auffälligkeiten. Am Montag winkte ich dem Schulbus, behielt sie jedoch zu Hause, da sie wieder wirkte, als würde sie mir gleich aus dem Rollstuhl kippen. Am Dienstag sagte ich ihr, dass ich mitfahre, wenn es ihr nicht gut geht, was sie komplett ablehnte. An diesem Tag stieg sie offen für andere und lächelnd in den Bus. Am Mittwoch fuhr ich ohne ihr Wissen mit und behielt sie im Auge, weil es ihr nicht gut ging. Ich bin mir jedoch sicher, dass sie mich gespürt hat. Als im Hort alles gut lief – ohne mein Zutun -, fuhr ich nach Hause. Heute war sie nicht ganz fit, aber auch nicht komplett in sich gekehrt. Über die Nachricht der Betreuerin, dass Isabella lacht und puzzelt, war ich unsagbar froh.

Die Situation geht mir sehr an die Kraft. Wenn ich Isabella zum Bus bringe, habe ich so starke Rückenschmerzen, dass ich kaum noch gerade stehen kann. Ist die Situation vorbei, sind auch meine Rückenschmerzen nahezu weg.

Wie immer sind wir an einem neuen Weg angekommen, wo ich sehen muss, wie es zukünftig weitergehen soll.

Bei der heutigen Rückkehr gab es ein Lächeln für mich.

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