Im Kinderhospiz

Am Freitag sind wir direkt vom Krankenhaus zu unserem ersten Aufenthalt in den Sonnenhof der Björn Schulz Stiftung übergesiedelt. Wir wollten Isabella damit jede zusätzliche Aufregung von Packen und weiteren Zwischenstationen ersparen. Es belastet mich jedoch sehr, wie instabil Isabella momentan ist.

Der gestrige Tag war trotzdem sehr anstrengend und Isabella wegen der ganzen Aufregung schnell k.o. Tapfer stapfte sie den Rundgang durchs gesamte Haus. Obwohl ich mir sicher war, dass sie aber der Hälfte nichts mehr aufnehmen konnte, zog sie ihn bis zum Ende durch.

Heute Vormittag ging es nach dem Frühstück direkt ins Schwimmbad. Das Wasser ging uns nur bis zur Brust und war wohlig warm. Leider merkt man erst da, wieviel ein Jahr geschlossener Schwimmhallen aufgrund Corona ausmacht. Isabellas ganze Freude am Wasser war weg. Sie klammerte sich an mich und nach ca. einer halben Stunde wollte sie nur noch raus. Wenn es nach mir ginge, würden wir jetzt jeden Tag baden gehen. Leider ahnt sie dies bereits und diskutierte den restlichen Tag, dass sie morgen nicht schwimmen gehen möchte. Dabei hat Isabella die Froschbewegungen der Beine noch wunderbar drauf.

Ihre Rastlosigkeit macht mir zunehmend zu schaffen. Isabella düst von einer Aktion zur nächsten. Es fällt ihr jedoch immer schwerer sich auf etwas einzulassen und will schnell weiterziehen. So pusht sie sich durch den gesamten Tag und ich habe Sorge, dass sie sich übernimmt. Mit ihrer Ungeduld übt sie jedoch auch einen unwahrscheinlichen Druck auf mich aus, dem ich mich derzeit schlecht erwehren kann, der mir aber jede Kraft raubt.

Ich hoffe, dass ich es in dieser Woche schaffe, wieder etwas Normalität in unser Miteinander zu bringen und ein Stück zu mir zurückzufinden.

Wir wohnen im Zimmer „New York“. Ich hoffe, wir können die Fesseln der Zwänge und Unruhe etwas ablegen und Freiheit zumindest erahnen.

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