Nein.

Auch bei Entweder-oder-Fragen gibt es eine dritte Option: Nein. Nein nicht als Antwort, sondern als Totalverweigerung. Aber es ist auch gleichgültig, wie viele Optionen geboten werden, egal ob es genau das ist, was man eigentlich will. Hauptsache aufzeigen, dass man die Macht hat, mitzuwirken und nicht nur im Strudel mitgerissen zu werden.

Jeder Wochentag ist mit Terminen verplant, die Tage sind minütiös geplant – inklusive jeder Menge Zeitpuffer, um die Abwehr abzufangen. Trotzdem sind wir immer und überall auf den letzten Drücker oder zu spät.

7 Uhr kommt der Schulbus? Normalerweise ist Isabella ab 5:30 Uhr von allein wach. Aber ab spätestens 5:45 Uhr muss sie aktiv angeschoben werden, damit wir die Zeit halten können.

11:30 Uhr ist Reiten? Ich fange an zu planen: Die Fahrt dauert ca. 30 Minuten. Hände waschen, fertig machen zum Losgehen (15 Minuten). Wir sollten vorher frühstücken, die Tablette muss genommen werden (1 Stunde). Aussuchen der Kleidung und Anziehen (30 Minuten). Die Vorbereitung aufs Reiten sollte bereits am Vortag erfolgt sein, sonst eine weitere Stunde einplanen. Dazu Zeitpuffer für das Nein und die Totalverweigerung (mindestens 1 Stunde – Wutanfälle sind hier nicht eingeplant).

Andererseits hat mir die Terminlosigkeit in den Weihnachtsferien wieder gezeigt, ohne Termine geht es nicht. Isabella braucht sie, hangelt sich daran entlang. Sie benötigt die Sicherheit zu wissen, was als nächstes kommt. Mindestens 30 Minuten verbringen wir jeden Tag damit, den Ablauf zu wiederholen, zu zeigen, wo wir gerade stehen und ob es realistisch ist, dass wir alles schaffen. Der letzte Punkt ist sehr kritisch. Wenn sich abzeichnet, dass nur noch wenig Zeit für eine geplante Aktivität verbleibt, tritt Totalverweigerung ein, die im Wutanfall endet. Jegliche Worte verhallen im Nichts und Isabella wiederholt immer wieder die gleichen Sätze – mal weinend, mal schreiend, mal kreischend.

Viel Energie wird dadurch aufgeraucht. Energie, die ich eigentlich für Isabella, unsere Familie und schöne Erlebnisse nutzen möchte. Immer wieder trete ich einen Schritt zurück, versuche zu planen, wie wir alle entspannter und leichter durch den Tag kommen. Aber es klappt einfach nicht.

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