Tiefe Schwarze Löcher

Seit einigen Monaten begleitet mich eine Familienhelferin – Mamas Einzelfallhelferin, in Isabellas Worten gesprochen. Die Treffen sind unglaublich wohltuend: Ich kann über alles um Isabella reden, ohne Angst haben zu müssen, mein Gegenüber zu überfordern oder langweilen. Andererseits waren wir schon einfach Bummeln oder im Kino, auch wenn es mir nie gelingt, Isabella ganz aus meinen Gedanken zu halten.

Unser letztes Treffen fand in Berlin Wedding statt. Ich war überpünktlich, stand inmitten des Treibens, beobachtete und fühlte mich doch nicht als Teil des Ganzen. Inmitten des Trubels entdeckte ich eine Tür, die mich anzog und landete unversehens auf einem Urnenfriedhof.

Die Ruhe und der Frieden dieses Ortes waren unglaublich, trotzdem überkam mich tiefe Verzweiflung. Mir ist klar geworden, dass ich viel zu bald einen Ruheort für Isabella finden muss, wo sie sicher und geborgen ist. Der Gedanke, sie irgendwo allein zu lassen, hat mir regelrecht die Luft zum Atmen genommen.

Ich war selbst völlig überrollt von meinem Gedanken und Gefühlen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein soll, nicht mehr ihren Atem zu hören, ihren Duft zu riechen und ihre weiche Haut zu spüren.

Das ist die andere Seite der Selbstfürsorge, wenn ich wieder ins Gespräch mit mir selbst komme, mich spüre und nicht nur funktioniere.

Ich habe Angst vor diesen schwarzen Löchern, die mich verzweifeln lassen und weiß doch, dass ich mich ihnen stellen muss. Ausgerechnet meine Tochter, mein eigenes Kind, kann ich nicht retten, obwohl ich alles dafür geben würde.

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