Nachdem es erst so schien, als ob sich Isabella in der neuen Klasse einleben würde, geht es nun massiv in die falsche Richtung. Ihre Abwehr, in die Schule zu gehen, zeigt sich jeden Morgen. Jeder kleine Ablauf wird verweigert, die Herausforderung pünktlich am Schulbus zu sein größer. Nach der Schule dominieren Wutanfälle, die sich in Ausmaß und Umfang immer weiter steigern.
Isabella möchte nicht mehr in ihre jetzige Klasse gehen, sondern in ihre alte zurück. Sie möchte Lesen und Schreiben lernen. Sie möchte Hausaufgaben aufbekommen und fragt sich, wie sie sonst später durchs Leben kommen soll.
Die Gründe aufzudecken, ist nicht einfach. Isabella spricht nicht gern über ihr unangenehme Dinge und sobald ihr die Worte fehlen, bricht sie ab. Ich vermute vor allem zwei Ursachen für die momentane Entwicklung:
Zum einen scheint die ihr wichtigste Klassenkameradin und einzige der ersten Stunde wieder mit der Punktschriftmaschine zu arbeiten. Ja, Isabella versteht den Unterschied zwischen Buchstaben und Zahlen nicht mehr. Ja, Isabella vergisst gelernte Buchstaben nach ein paar Tagen wieder. Trotzdem wäre es schön, wenn sie mitgenommen würde. Denn durch die enge Kopplung an diese Schülerin bekommt Isabella das Gefühl, wieder diejenige zu sein, die nicht mithalten kann.
Das andere große Problem ist die Fixierung von Isabella auf eine Betreuerin. Sie ist die einzige, die Isabella motivieren und bewegen kann und der Isabella wirklich vertraut. Das Team und ich haben gemeinsam versucht, diese Fixierung aufzubrechen. Es gelingt nicht. Im Gegenteil: Isabella ist tief betroffen und unendlich traurig, dass diese Betreuerin mit anderen Aufgaben betraut wurde und keine Zeit mehr für sie hat. Sie fragt sich immer wieder, ob diese sie nicht mehr mag. Ich hoffe sehr, dass wir dafür schnell eine Lösung finden.
Mir ist sehr bewusst, dass meine Anforderungen an alle, die mit Isabella arbeiten, sehr hoch sind. Aber wenn ich nicht bei ihr bin, ist sie still, nimmt alles hin, ist ein Beistellkind. Ich werde immer dafür kämpfen, dass sie mit ihren Bedürfnissen wahrgenommen und verstanden wird, damit es ihr gut geht.