Ich liebe den Regen. Wenn die Regentropfen auf meine Haut fallen, dann spüre ich, dass auch ich noch lebe.
Dankbarerweise hat es in den letzten Wochen im Verhältnis zu anderen Jahren oft geregnet und ich werde überdurchschnittlich oft nass bis auf die Haut. Die fallenden Tropfen ziehen mich in ihren Bann. Stundenlang könnte ich mit unserem Labrador Miro durch den Regen laufen. Er schwimmt zwar nicht gern, aber er liebt Regen, Pfützen und … mich. Mit mir würde er wahrscheinlich überall hingehen.
Seit Wochen fehlt mir die Energie. Ich starre aus dem Fenster oder einfach nur Löcher in die Luft und kann mich nicht aufraffen, die Dinge anzugehen. Immer wieder versuche ich, Isabella zu bewegen und logopädisch zu fördern. Ich überlege mir schöne Ausflüge, arrangiere Treffen mit anderen, über die sie sich freut, entwickle Projekte, um ihre Interessen aufzufangen und Isabella zu fördern.
Trotzdem grinst mir NCL immer wieder böse ins Gesicht. Die Krankheit schreitet schnell voran. Isabella fehlen oft die Worte sich mitzuteilen, Treppenstufen fallen ihr immer schwerer, das Laufen mit dem Rollator wird zunehmend zur Wackelpartie. Kleinste Unebenheiten bringen sie trotz und mit Rollator zur Fall. Isabella ist unwahrscheinlich stark und kämpft sich klaglos durch. Nur Lust auf die Therapien hat sie keine. Viele Ausflüge, die sie früher gern gemacht hat, lehnt sie heute ab. Das zeigt sie klar und deutlich. Ich glaube, ein Maulesel wäre leichter zu überzeugen.
Inzwischen denke ich, die neue Energie kann nur aus mir kommen, aber dazu muss ich meine Sichtweisen ändern. Ich muss die Krankheit von Isabella mit all ihren Facetten akzeptieren, vor allem dieses nicht aufzuhaltende Fortschreiten. Es kostet zuviel Kraft, dagegen zu kämpfen und doch immer wieder zu scheitern. Dankbar die Momente annehmen, wenn Isabella anderweitig betreut ist, aber auch jeden Augenblick mit ihr und ihrer Freude an den kleinen Dingen annehmen und genießen.
