Unsere erste Schulwoche war sehr durchwachsen. Sich nach der weitgehenden Terminfreiheit wieder in die Zwänge der Zeit ergeben zu müssen, ist für alle schwer. Dazu sind alle Nachmittage unter der Woche belegt. Auf jeden dieser Termine muss Isabella vorbereitet und teils eingeschworen werden.
Trotzdem werden Unterstützende oft mit Ungeduld, Frust und den Worten „Wann gehst du?“ empfangen und über den Termin begleitet. Für mich ist diese „Unhöflichkeit“ schwer zu ertragen.
Ihre körperliche Unsicherheit, ihr Unwille sowie ihr absoluter Dickkopf erschweren jede Situation. Es zeigt sich deutlicher, dass Isabella Zusammenhänge immer weniger durchblickt und Engelsgeduld bei Erklärungen vonnöten ist.
Vor allem ihre zunehmende körperliche Instabilität kann sie nicht akzeptieren. Isabella will die Wege „wie immer“ nehmen, stößt jedoch sehr schnell an ihre Grenzen. Angebotene Hilfe wird rigoros abgelehnt: „Ich bin doch schon groß!“. Wird dennoch Hilfe gewährt, versucht sie diese abzuwehren, schimpft und droht. Dann passieren die Unfälle noch schneller.
Beim letzten ist sie in der Schule mit dem Gesicht voran in den Kies gefallen. Die Kratzer sehen schon wieder deutlich besser aus und die Schwellung ist zurückgegangen.
Geweint hat Isabella nicht, mit mir darüber reden wollte sie auch nicht. Ich bekomme nur ein genervtes „Maaama“ zu hören. Nähe und Ruhe, wie auf dem Foto, lässt sie kaum noch zu. Isabella pusht sich und alle anderen durch den Tag, Schwäche wird nicht akzeptiert.
Es kostet unwahrscheinlich Kraft, sich dem Druck zu entziehen und gegenzuhalten. Einen richtigen Weg habe ich noch nicht gefunden.