Isabella hat heute so viel gelacht wie schon lange nicht mehr: Im Baumarkt hat sie unter Lachanfällen versucht, Papa als Kühlerfigur für ihren Rollator zu gewinnen, beim Playmobil-Spiel hat sie sich über jedes Missgeschick schlapp gelacht und mit dem Nachtisch versuchte sie sich zum Einhorn zu machen.
Nach ihrem Eis rutschte Isabella auf meinen Schoss und stellte mir unverhofft die Frage „Wer passt auf mich auf, wenn ich sterbe und ihr seid noch hier?“ Ihre größte Angst ist es allein zu sein, keinen von den wenigen Vertrauten, die ihr geblieben sind, um sich zu haben. Ich musste weinen, konnte ihr keine Antwort geben.
Stark wie sie ist, schloss sie die Frage ins sich ein, ging darüber hinweg und wischte den Abendbrottisch ab. Mich lässt es nicht los, es tut so weh. Ich hätte so gern einen Plan für sie, aber ich habe selbst keinen.
Oh mein Gott, was antwortet man seinem Kind, auf so eine Frage. Mir treibt es einfach einen Klos in den Hals und mach mich unendlich traurig 😢
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Thema Tod die erkrankten Kinder sehr beschäftigt, so war es auch bei meiner an NCL 3 verstorbenen Tochter. Ich hatte aber den Eindruck, dass es sie nicht so sehr erschreckt hat wie uns. Ich glaube, am meisten helfen wir, wenn wir versuchen, den Kindern die Zuversicht zu vermitteln, dass „alles gut“ wird, so wie es kommt. Meine Tochter hatte zum Beispiel die Hoffnung, im Himmel wieder sehen zu können. – Manche Kinder machen sich sogar noch mehr Sorgen darum, ob es den Eltern gut gehen wird, ohne sie…
Vieles von dem, was du schreibst, erkenne ich wieder. Ich denke auch, dass Isabella mich schonen wollte und daher das Thema gewechselt hat. In der Regel kann ich sie gut auffangen, Zuversicht vermitteln. Die Gedanken, auf der anderen Seite nicht mehr blind zu sein und wieder schnell laufen zu können, kennt Isabella ebenfalls.
Manchmal bin ich einfach nicht so stark, wie ich es gern für sie wäre.
Zum Thema Stärke: Erst kürzlich hat mir eine liebe Freundin mit pädagogischer Ausbildung wieder gesagt, dass sie mich immer für meine Stärke bewundert hat. Ich hatte mich überhaupt nicht so gesehen, sondern überfordert, schwach und unzureichend. Überzeugt hat sie mich damit, dass wir unseren Kindern, ob gesund oder krank, gar nicht mal ein gutes Vorbild damit wären, immer stark, immer perfekt zu sein. Und natürlich dürfen wir traurig sein und Angst haben, konfrontiert mit solch einer Krankheit wie NCL. Du beschreibst den Alltag mit Isabella so liebevoll und leistest so viel, darauf kannst du stolz sein! Wer würde da nicht auch mal an seine Grenzen kommen….