Ich halte dich!

Ich wache auf. Du sitzt neben mir im Bett und bist in dich versunken, mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf. „Ist alles in Ordnung?“ Als Antwort setzt du ein Lächeln auf, aber das Lächeln geht nicht über deine Mundwinkel hinaus. Du bist so unglaublich tapfer. Ich sage zu dir „Du musst nicht stark sein. Sage mir, wenn es dir schlecht geht. Ich sehe sowieso, wenn es dir nicht gut geht.“ Du lächelst weiter. Dir fehlen die Worte, du fühlst Angst und Traurigkeit. Ich spüre es so bedrückend stark, es hüllt mich ein, macht mir das Atmen schwer. Ich will dir unbedingt helfen. Ich stochere im im Dunklen. Das Gedankenkarussell dreht sich. Was steht heute an? Fasching. „Hast du Angst um dein Kleid?“ „Ja.“ Ok, ja, aber das ist es nicht. „Hast du Angst, dass deine Lieblingsbetreuerin noch krank ist?“ „Ja.“, etwas Tränen. Das ist es auch nicht. Das Elterngespräch! „Machst du dir Sorgen, weil ich heute später komme und nicht mit dir zur Logopädie gehe? Zaghaftes Nicken und weinen. Ich bin näher dran, aber das ist es noch immer nicht. Es macht Klick in meinem Kopf. „Du machst dir Sorgen, weil ich in die Schule gehe und mit deiner Lehrerin über dich spreche, richtig?“ Isabella weint bitterlich los. Ich umarme sie und halte sie fest. „Aber da brauchst du dir doch keine Sorgen zu machen. Das Elterngespräch haben alle Eltern. Heute sind 3 Kinder dran und nächsten Montag die nächsten. Mit allen Eltern wird darüber gesprochen, wie wir euch am besten fördern können und ihr noch Spaß dabei habt.“ Isabella beruhigt sich. Auf einmal ist ihr Elsa-Kleid wichtig. Anziehen, frisieren, schminken, sich ärgern, dass man eine Jacke über das tolle Kostüm ziehen muss und darum darauf hoffen, dass die Hofpause ausfällt.

Im Schulbus sitzend wird Isabella wieder sehr ernst. Die Sorge kehrt zurück. Sie hat es nicht mehr in der Hand. Was bespricht Mama? Die Fragezeichen stehen ihr auf der Stirn. Wie liebend gern wäre sie dabei um zu kontrollieren und zensieren. Hoffentlich steigert sie sich nicht soweit hinein, dass sie bricht. Dann wäre ihre Kleid bespuckt, Fasching hin – eine Katastrophe für Isabella. Auf meinen Hinweis reagieren die Busfahrer: „Wer will ein Hörspiel hören?“ Danke für die Aufmerksamkeit und die wunderbare Zusammenarbeit!

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