Im Strudel von NCL

Isabellas neueste Beschäftigung vor dem Einschlafen ist durch Bücher zu blättern. Das kann bis zu einer Stunde und länger gehen. Sie liegt im Bett, die Augen sind offen oder geschlossen und blättert akribisch Seite für Seite um. Ich bleibe derweil bei ihr, gehe meinen Beschäftigungen nach. 

Allein lassen kann ich Isabella nicht. Vor allem wenn es dunkel ist oder sich Isabella nicht ganz sicher fühlt, kommt die böse Hexe. Dann wird Isabella panisch und ist derart überzeugt, dass diese Frau neben uns steht, dass selbst mir ein Schauer über den Rücken läuft. Ich sage Isabella, dass die Frau an mir nicht vorbeikommt. Noch hilft es, aber die Halluzinationen werden häufiger und intensiver.

Über viele unserer Abläufe mache ich mir wenig Gedanken. Sie treten auf und ich nehme sie an, versuche sie bestmöglichst für Isabella zu meistern. Am Blick ihres Bruders erkenne ich, wie absurd die Situation auf ihn wirkt. Wie weit sind wir schon von der Normalität entfernt? 

Ich bin nahezu 24 Stunden pro Tag mit Isabella zusammen. Bei kurzen Episoden in der normalen Welt stehe ich am Rand, fühle mich als Beobachter. Ich kann viele Denkmuster nicht mehr nachvollziehen, mich kaum noch aktiv und mit Herzblut einbringen, wenn es nicht um Isabella geht. Bin das noch ich? Reißt NCL mich zusammen mit Isabella wie in einem Strudel immer weiter aus der Normalität? Wie weit geht das und was kommt danach? Das zeigt wohl nur die Zeit.

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