Der Alltag kostet mich derzeit unendlich viel Kraft: Gefühlt bestehen unendlich viele Baustellen, keine kommt zu einem erfolgreichen Ende, überall muss immer wieder nachgehakt, reagiert, improvisiert oder völlig neu überdacht werden.
Statt voranzukommen, wird der Bedarf immer größer:
- Isabella läuft noch immer mit dem Probe-Modell des Rollators. Der Vorgang hat sich im August gejährt: Im Moment scheitern wir an der letzten Hürde – der Kontaktaufnahme zur Übergabe unseres Rollators.
- Nachdem der Umzug gescheitert ist, sollten wir unsere Wohnung an Isabellas Bedürfnisse angepassen: Umbau der Balkonschwelle, Griffe in der Wohnung.
- Therapiestuhl, Pflegebett und Therapien zu Hause stehen ebenfalls in der Pipeline.
- Die Ursache von Isabellas Kopfschmerzen und die wieder zunehmende Übelkeit sind nicht endgültig geklärt.
- Dank Corona ist die Kontaktaufnahme oft noch problematisch, besonders wenn Behörden involviert sind. Isabellas Schwerbehindertenausweis läuft Ende diesen Monats ab und alles ist offen, entsprechend auch der Schwerbehindertenparkausweis.
Auch Isabellas Alltag muss überdacht werden. Der obligatorische Wutanfall, sobald der Schulbus abgefahren ist, muss eingeplant und ausgehalten werden und wirkt sich zudem auf alle folgenden Termine aus. Allerdings fällt mir das Umschalten von Aushalten zu guter Laune immer schwerer und Isabella ist sehr feinfühlig: Sie hört die leisesten Untertöne und spürt die kleinsten Nuancen von Stress, Wut und Traurigkeit. Alles Gefühle, die sie in ihrem Umfeld nicht erträgt.
Dies alles ist nur die eine Seite. Daneben gibt es einen großen Bruder, der mitten in der Pubertät steckt, Mann, Hund und Haushalt. Für nichts und niemanden ist genug Zeit und Muße da. Ich habe aber auch keine Energie mehr, die Dinge anzugehen. Ich hetze durch den Alltag, es gibt keine Zeiten für Reflektion. Normalerweise zerlege ich die riesigen Geröllhaufen in kleine Häufchen, die Stück für Stück angegangen werden. Momentan stehe ich davor und frage mich, wo die Energie dafür herkommen soll.