Es fällt mir immer schwerer, mich von den Auswirkungen der Krankheit abzugrenzen. Isabella kontrolliert mein Leben in allen Bereichen. Manchmal fühlt es sich so an, als ob ich mich langsam auflöse. Für so vieles habe ich schlicht keine Energie mehr und blende es einfach aus.
Die Einschränkungen um Corona haben mich nicht halb so sehr getroffen wie die meisten anderen. Ich bin immer in unserer einen kleinen Welt gefangen. Jeder Eindringling wird von Isabella scharf abgewehrt, die Barrieren zwischen ihr und anderen werden immer größer.
Besuche, auch wenn sie sich darauf freut, müssen zeitlich begrenzt sein. Die Erregung vorweg ist hoch und immer öfter zieht sich Isabella in ihre eigene Welt zurück. Dann sitzt sie auf ihrem Bett, hört Hörspiele und puzzelt. Zum Schutz? Ich weiß es nicht.
Wenn der Besuch eintrifft, wird er zunächst ignoriert. Ihr Zimmer ist verbotene Zone. Erst wenn das Hörspiel/Puzzle beendet ist, kann ich sie überzeugen in Interaktion zu gehen, mit mir als Stütze und Brücke. Es mutet an, als ob ihre Hoheit endlich die Gunst ihrer Anwesenheit gewährt, doch möchte ich Isabella gar nicht soviel Kontrollsucht unterstellen. Auch hier vermute ich Angst und Selbstschutz.
Entspanntes Zusammensein ist dennoch unmöglich. Isabella kontrolliert das Gespräch. Sie möchte gern Teil der Gruppe sein, was die Themenwahl sehr einengt und ich versuche, die Gruppendynamik im Griff zu behalten. Wenn dies nicht gelingt, müssen wir mit den Konsequenzen leben: Wut und Rückzug.
Ich merke, wieviel Energie mir das alles raubt. Meine Interessen nehmen immer mehr ab, ich habe keine Lust mehr mich mit anderen zu treffen. Ich muss mich zwingen Unaufschiebbares anzugehen, bin nur am Reagieren statt Agieren, und Antworten auf Chatnachrichten oder E-Mails übersteigen meine Kraft. Auch meine Mauern wachsen… gegenüber allen Menschen, aber auch mir. Und ich habe noch keinen Ansatz, wie ich dagegen ankomme.
