Unvollständig

Die Weihnachtszeit ist für mich die schwerste Zeit seit dem Tod meiner Mutti. Sie hat Weihnachten immer sehr geliebt, zudem wäre sie heute 81 Jahre geworden. Den Raum zum Trauern hatte ich nie.

Seit ihrem Tod weiß ich, wie es sich anfühlt nie mehr vollständig zu sein. Für Isabella musste ich mich jedoch intensiv damit auseinandersetzen, wie ich damit umgehen will. Endet alles mit dem Tod? Gibt es ein Fortbestehen in irgendeiner Form? Welche fühlt sich für mich so authentisch an, dass ich sie an Isabella weitergeben kann?

Instinktiv ist auch für Isabella der Tod ein großes Thema. Immer wieder kreisen wir darum und nach wie vor fällt es mir schwer, Isabella einen sicheren Weg zu zeigen. Soweit es so etwas überhaupt gibt…

Vielleicht ist Isabellas Klammern an bekannten Abläufen nicht nur autistisch veranlagt, sondern ihr Versuch, sich selbst Sicherheit zu geben. Aber auch dieses Festhalten braucht viel Kraft.

Isabella klammert an den Abläufen – alltäglichen und denen um Weihnachten, fordert sich, pusht sich vorwärts und … gibt mittendrin auf, weil sie nicht mehr kann oder sich das erwartete Gefühl nicht einstellt. Es folgen Aggression, Rückzug und Verweigerung.

Langsam weiß ich nicht mehr, wie ich Isabella auf gutem Weg begleiten soll. Ich versuche jeden Druck rauszunehmen, lese bei ihren Büchern nur noch die Passagen, die sie liebt, erleichtere ihr einen guten Ausstieg aus Tätigkeiten, wenn ich merke, dass sie an ihrem Grenzen ist.

Aber es macht uns beide kaputt und mich unendlich traurig. Trotz allem werden wir versuchen, das Beste aus den kommenden Tagen zu machen.

Aus tiefstem Herzen wünschen wir euch daher umso mehr erholsame und friedvolle Weihnachten mit schönen gemeinsamen Stunden.

Danke für’s Lesen❣️

Weihnachtsmarkt am Schloss Charlottenburg, 16.12.2022

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